Zum 3. Jahrestag des Angriffskrieges durch Russland auf die Ukraine am 24.02.2022
72. Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler, 2022, im Kölner Dom. Das Pontifikalamt wurde dieses Jahr von dem Künstlerseelsorger, Prälat Josef Sauerborn gehalten, Foto: Mark Bellinghaus-Raubal während des "Moments der Stille und des Gedenkens" an die ersten Opfer des 4 Tage alten Krieges, und die Menschen in der Ukraine. Foto: Beatrice Tomasetti/DOMRADIO Köln, 2022
73. Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler 2023, im Kölner Dom. Das Pontifikalamt mit dem Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, (im Foto als 4. von links) und Mark Bellinghaus-Raubal der sein Gebet und Ansprache vor der Künstlergemeinde hielt. Foto: Beatrice Tomasetti/DOMRADIO Köln, 2023
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Die Verluste auf beiden Seiten der gegnerischen Parteien sind schockierend hoch, und es scheint, als könnte dieser Krieg noch für viele Jahre weitergehen.
Heute, vor genau 3 Jahren überfiel der russische Präsident und Aggressor Vladimir Putin die Ukraine. Es fühlt sich für mich tatsächlich an, als wäre das erst gestern gewesen. Ich weigere mich, diesen Zustand zu akzeptieren. In vielen meiner Träume, waren die Russen und die Ukrainer wieder Freunde, Brüder und Schwestern, wie ich sie aus meiner Kindheit her kannte, schätzte und liebte. Ihre wundervolle Musik, ihre Gesänge, die Sehnsucht in den Menschen auf wunderbare Art und Weise hervorrufen.
Was ist passiert? Warum, kann man sich nicht vertragen. So, wie es für so lange ganz normal war.
Vier Tage nach Kriegsbeginn, es war der Aschermittwoch 2022, und ich reiste aus diesem Anlass nach Köln, um am 72. Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler im Kölner Dom, teilzunehmen. Und während dieses wunderbaren Pontifikalamtes, verspürte ich den Drang, oder besser eine Art "Eingebung" um die versammelte Gemeinde aufzufordern der ersten Opfer des soeben neu begonnenen, schrecklichen Krieges in der Ukraine, zu gedenken.
Alle standen auf, wir hielten spontan in einer Schweigeminute inne und gedachten als Künstlergemeinde diesem fürchterlichen Kriegsbeginn. Es war unbeschreiblich.
Und heute?
Wir stehen einen Tag nach einer Bundestagswahl, die uns alle verändern wird, ob wir das wollen oder nicht. Menschlichkeit muss an erster Stelle stehen, und ob es Zufall ist, dass heute, am Tag nach der Bundestagswahl dieser scherzvolle Gedenktag ist, das sei dahingestellt. Kriege sind fürchterlich. Sie fordern unschuldige Opfer. Männer wie Frauen. Kinder wie auch Alte. Es ist wichtig dass nun, nach 3 Jahren des Sterbens, sich die Verantwortlichen und die Unschuldigen an einen Tisch setzen, und endlich versuchen miteinander wieder zu reden.
Sie waren doch schließlich mal Brüder und Schwestern, oder nicht?
Ohne direkt angegriffen zu werden, weil man eine andere politische Meinung vertritt als der oder die anderen, müssen auch wir in unserer Gesellschaft lernen, wieder tolerant zu werden. Tolerant zu sein. Das macht eine echte Demokratie erst aus.
Ich war bis vor Monaten noch der glühendste Verfechter von Waffenlieferungen in die Ukraine, koste es was es wolle, aber auch hier ist ein Umdenken zwingend erforderlich. So etwas nennt man Einsicht und Lehre. Die Ukraine ist gebeutelt, und sie blutet aus allen Wunden. Geld, und sei es noch so viel, wird diesen Sieg niemals erreichen. Es werden viel zu viel mehr unschuldige Menschen geopfert werden, für den Willen der Mächte, die sich bekämpfen. Auch wenn ich das selbst nicht wahrhaben will, weil ich selbst ein Kämpfer bin, ein Kämpfer für das Recht, aber die Ukrainer sind müde des Krieges und die Ukrainer wollen leben.
Leben ohne Gewalt.
Leben ohne Diktat.
Leben ohne Angst.
Was würdest Du an ihrer Stelle tun?
Würdest Du denn nicht auch hoffen, dass bald wieder endlich Frieden herrscht in Deinem Land?
In diesem Sinne hoffe ich, dass sich der wunderbare Wolodymyr Selenskyj, der als "ukrainischer Goliath" in die Geschichte eingehen wird, ein Schauspieler der zum Politiker mutierte, über Nacht, und der das Unmögliche möglich machte, und vor dem ich wirklich größten Respekt habe, Frieden erreichen wird.
Jetzt müssen die Würfel neu gemischt werden, und es muss endlich verhandelt werden.
Und Deutschland muss seine Hände auch Richtung Russland, Richtung Vladimir Putin ausstecken. Deutschland muss sich anbieten, zwischen beiden Ländern zu vermitteln.
Denn sonst, so scheint es nicht nur mir allein, hat dieser schlimme Krieg kein Ende mehr.
Drum lasst uns alle hoffen, dass Putin & Selenskyj endlich Frieden schließen, denn die Hoffnung, stirbt bekanntlich, zuletzt.
Der gleiche Ort bei Nacht, mit dem Künstler Mark Bellinghaus-Raubal und vor den Kerzen die von vielen Ukrainern und Menschen anderer Nationen angezündet wurden.