Münster gedenkt der Bücherverbrennungen durch die Nazis vor 90 Jahren, am 10.05.1933 vor dem Schloss
von Mark Bellinghaus, Journalist/Pressesprecher von 'Saturdays for Children'.
Ein Kommentar und Bericht zu diesem äußerst schlimmen, und sehr traurigen Gedenktag, der am Anfang einer nie vorher dagewesenen Tötungsmaschinerie stand, die in der Geschichte einmalig ist.
Diese schreckliche Geschichte von der Existenz eines sogenannten "Schandpfahls", das war mir bis heute tatsächlich neu. Vielleicht weil ich wusste, dass die Bücherverbrennungen in allen großen Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, und vielen weiteren Städten geschahen, aber nie hörte ich, per se, dass so etwas auch hier stattgefunden hatte. Dass da sogar Studierende teilnahmen, an einem Marsch durch die Stadt, um dann die geschassten und verhassten Bücher der Autoren, die auf dem Nazi-Index standen, lichterloh dem Feuer vor dem Schloss von Münster, übergaben.
Es wäre wirklich anzuraten, am Platz dieses traurigen Geschehens, eine Nachbildung des Original-Schandpfalhls aus Bronze dort zu platzieren, denn die unscheinbare Bronze Platte ist wirklich so gut wie nicht sichtbar. Ich ging x-mal in der Vergangenheit dort vorbei, ohne jemals auch nur annähernd die Bedeutung dieses Platzes zu erahnen. Kann das so beabsichtigt sein? Wenn junge Studierende, und Generationen von Schülern, an solch einen wichtigen und geschichtsträchtigen Ort, durch einen "Schandpfahl" an die radikale Zeit des Hitler-Terrors erinnert werden sollten. Eben durch eine Nachbildung dieses fürchterlichen "Schandpfahls."

Der traurige Ort des damaligen Standorts des "Schandpfahls" von Münster am 90. Jahrestag, 10.05.2023 Foto: © Mark Bellinghaus
Es ist heute, genau 90 Jahre danach, nur schwer in Worte zu fassen, wie es wohl sein konnte, dass sich "Menschen", dazu herablassen konnten, vereint in einem Mob, das Wichtigste, was die Menschehit ausmacht, zu verbrennen.
Unser Wissen.
Unsere Gefühle in Buchform.
Daher wird heute, am Standort dieses schrecklichen Geschehens in Münster, vor dem Domplatz und dem LWL Museum, wo damals der sogenannte "Schandpfahl" stand, dieser Bücherverbrennungen vor dem Münsteraner Schloss, gedacht.
"Wehret den Anfängen" kommt einem Betrachter der s/w Aufnahmen vom Ort des Grauens, unweigerlich in den Sinn.
Was der Dichter Heinrich Heine mehr als hundert Jahre früher in seiner Tragödie "Almansor" sagte, sollte sich unter den Nationalsozialisten bewahrheiten."Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen!"
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Eine Veranstaltung die keinesfalls zu verpassen sein sollte. Für die, die sich immer gegen die NAZI-Diktatur von 1933 bis 1945 eingesetzt haben, und für die, die unbedingt daraus lernen sollten.
Danach wurde in der Stadtbücherei eine sehr eindringliche und berührende Lesung abgehalten. Mit Schauspieler und Rezitator Jonas Riemer, der Gedichte und Buchtexte gekonnt wiedergab. So, als hätte er sie alle bereits vor dieser Veranstaltung gelesen, ja sogar selber geschrieben, so sicher tat er das. Bei Kaffee und der notwendigen Ruhe, wirkten diese Texte teils tief schmerzend und eindringlich. Ganz besonders wegen des 90. Jahrestages eines beginnenden Holocausts, bei dem weit über 6.000.000 Juden und insgesamt weit über 50.000.000 Menschen den Tod fanden.
Wie könnten Worte oder Bilder diese schlimme Geschichte nur verständlich machen?
Unmöglich. Den Holocaust kann kein Mensch "verstehen", geschehen ist es alles dennoch.
Wehret den Anfängen!
Münster ist bunt, divers und das schlechteste Wahl-Terrain der AfD - deutschlandweit! Und so soll und muss es auch bleiben!
Mark Bellinghaus und das Team von Saturdays for Children, Münster
Mehr zu diesem Thema und diesem wichtigen Gedenktag finden Sie auf der Webseite von Münster Tube unter diesem Link:
10. Mai 1933: Bücherverbrennungen in Deutschland
Pressebericht der Stadt Münster zu dieser heutigen, wichtigen Veranstaltung:
10. Mai 1933: Als vor dem Schloss Bücher brannten
Gedenkveranstaltung und Lesecafé zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennung
/ Villa ten Hompel, Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit, Stadtarchiv, Stadtbücherei und Universität laden ein
Münster (SMS) Rund 1000 Bücher verbrannten nationalsozialistisch
geprägte Studierende in der groß angelegten "Aktion wider den
undeutschen Geist" am 10. Mai 1933 auf dem heutigen Schlossplatz. Damit
reihte Münster sich ein in eine reichsweite antisemitisch geprägte
Kampagne. Sie wandte sich gegen Literatinnen, Dichter und
Journalistinnen, die die Nationalsozialisten als "undeutsch"
verunglimpften. Mit einer Gedenkveranstaltung und einem Lesecafé
erinnern der Geschichtsort Villa ten Hompel, die Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, Stadtarchiv, Stadtbücherei
und Universität Münster an die historischen Ereignisse. Termin ist der
90. Jahrestag der Bücherverbrennung - Mittwoch, 10. Mai.
Ab 10 Uhr informieren die Veranstaltenden auf dem Eingangshof des
LWL-Museums für Kunst und Kultur (Domplatz 10) über die historischen
Ereignisse. An der Ecke des Domplatzes stand vor 90 Jahren ein so
genannter Schandpfahl, an dem einige Tage vor der Bücherverbrennung
Werke exemplarisch angeheftet wurden. "Wir alle sind, was wir gelesen"
steht auf der Gedenktafel, die heute an gleicher Stelle an den
Schandpfahl erinnert. Das Zitat stammt von Joseph von Eichendorff, der
Schriftsteller und Historiker Golo Mann benannte danach eine
Aufsatzsammlung.
Unter dieser Überschrift findet von 10.30 bis 13 Uhr im Zeitungslesesaal
der Stadtbücherei im Alten Steinweg ein Lesecafé statt. Gäste können
Bücher mitbringen, die sie besonders geprägt haben. Jonas Riemer,
Schauspieler und Rezitator, wird daraus vorlesen.
Die ausgewählten
Bücher müssen nicht zwingend mit der NS-Zeit zu tun haben. In
entspannter Atmosphäre bietet sich bei einer Tasse Kaffee die
Möglichkeit zum Austausch. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Foto Büchersammlung: Im Mai 1933 wurden Werke von Autorinnen und
Autoren, die die Nationalsozialisten als "undeutsch" verunglimpften, vor
dem Fürstenberghaus gesammelt. Foto: Stadtarchiv Münster.
Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto "Schandpfahl": Die als "undeutsch" verunglimpften Bücher wurden auf
dem Domplatz an einen "Schandpfahl" geheftet. Am 10. Mai 1933 haben
nationalsozialistisch geprägte Studierende die Bücher auf dem heutigen
Schlossplatz verbrannt. Foto: Stadtarchiv Münster. Veröffentlichung mit
dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto Veranstaltende: Laden zur Gedenkveranstaltung zum 90. Jahrestag der
Bücherverbrennung in Münster ein: (v.l.) Dr. Philipp Erdmann
(Stadtarchiv), Stefan Querl (Leiter der Villa ten Hompel), Prof.
Johannes Wessels (Rektor der Uni Münster), Pfarrer Martin Mustroph
(Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit), Andrea Kreuzheck
(Stadtbücherei), Cornelia Wilkens (Kulturdezernentin der Stadt Münster),
Andreas Determann (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit)
sowie Kim Sommerer und Franka Aldenborg (Villa ten Hompel). Foto: Stadt
Münster/Michael Bührke. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung
honorarfrei.
Dieser Meldung sind folgende Medien zugeordnet:
Büchersammlung (Copyright: Stadtarchiv Münster)
https://www.presse-service.de/medienarchiv.aspx?medien_id=260555
Schandpfahl (Copyright: Stadtarchiv Münster)
https://www.presse-service.de/medienarchiv.aspx?medien_id=260556
Veranstaltende (Copyright: Stadt Münster/Michael Bührke)
https://www.presse-service.de/medienarchiv.aspx?medien_id=260557
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Gedenken an den Anfang für das Ende von so vielen Menschenleben.
Gedenken an den Beginn der Hass-Herrschaft des Despoten Adolf Hitler.
Gedenken an das Unrecht, das unter dem Nazi-Regime zum Recht wurde.